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Advisory: product may contain alphitobius diaperinus

von | 9. Februar 2023

Der Glänzendschwarze Getreideschimmelkäfer (Alphitobius diaperinus) stammt vermutlich aus Afrika, ist heute aber synanthrop beinahe weltweit verbreitet. Er gilt als gefürchteter Schädling in der Geflügelproduktion. Seine Larven, die den Mehlwürmern ähneln, werden als Futterinsekten in der Terraristik sowie für den Einsatz als Speiseinsekten in neuartigen Lebensmittelprodukten gezüchtet. Nach Mehlwurm, Heuschrecke und Hausgrille erhielt im Januar nun also auch die Larve des Getreideschimmelkäfers – Buffalowurm genannt – die Zulassung als Lebensmittel in der EU.

Als Reaktion auf diese bevorstehende Änderung, twitterte Hubert Aiwanger, stellvertretender bayerischer Ministerpräsident sowie bayerischer Wirtschaftsminister: »#WirHabenEsSatt, dass Fleischverzehr von Rind/Schwein/Geflügel kritisiert wird, aber Insekten ins Essen sollen. Früher wurde ein Lebensmittelbetrieb bei Mehlwürmern und Schaben geschlossen, heute soll es »in« sein, damit Veganer ihr tierisches Eiweiß bekommen. #GenussStattEkel«

Nun, auf den ersten Blick mag es verwirrend sein, Fleischkonsum von gewissen Tieren zu diskreditieren und gleichzeitig den Verzehr von Insekten zu forcieren– wo ist die Grenze? In einem Punkt irrt sich der Minister aber definitv: Insekten müssen in Lebensmitteln klar gekennzeichnet sein und sogar der Artname muss aufgeführt werden. Insofern werden sich Veganerinnen und Veganer von derartigen Produkten klar distanzieren. Es darf lediglich bezweifelt werden, ob Konsumentinnen und Konsumenten mit dem Inhaltsangabe Alphitobius diaperinus etwas anfangen können.

Neben einer besseren Klimabilanz werden dem Buffalowurm jedenfalls nicht nur hochwertiges Eiweiß sondern auch alle neun Aminosäuren und viele wichtige Nährstoffe sowie Vitamine nachgesagt. Was auf den ersten Blick zu sehen ist, ist der sehr hohe Anteil Protein von 56,2 g pro 100 g.

Klimabilanz, Nährstoffe, vermeintliche negative Gesundheitsfolgen aufgrund Fleischkonsum oder Diskussionen auf Basis von Emotionen und Interessen beiseite – Ansichten, Essgewohnheiten und Geschmäcker sind unterschiedlich, hier gilt: leben und leben lassen! Und wer keinen Wurm essen mag, der muss auch nicht – sollte jedoch nur die Inhaltsangaben künftig genauer studieren.

Alexander Ströhlein
Chefredakteur Deutsche Molkerei Zeitung

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