(Irr)Weg in die digitale Zukunft?
Dass die Urbanisierung weiterhin Verbraucherinnen und Verbraucher von der Urproduktion entfremdet, ist nicht neu. Romantisierungen und Träume fielen spätestens dann in sich zusammen, als Konsumentinnen und Konsumenten merkten, dass die gekaufte Milch nichts mit dem auf der Verpackung abgebildeten, eindrucksvollen Weide- oder Alpen-Motiv zu tun hat. Hier tut Aufklärung Not.
Transparenz und Informationen mithilfe digitaler Möglichkeiten sind für alle Akteure der Milchbranche ein erster Schlüssel zur Annäherung. Hierzu wurde der »10-Punkte-Plan zur digitalen Zukunft der deutschen Milchwirtschaft« vorgestellt (im Heft ab S. 10).
Themen wie Tierwohl und Klimaeffekte könnten so transparent dargestellt werden. Doch erst wirklich interessant wäre eine Vernetzung über alle Bereiche hinweg: Milcherzeuger könnten dem Handel etwa Daten zur Tiergesundheit zur Verfügung stellen, der Handel wiederum den Molkereien Informationen zu Verbrauchs- und Essgewohnheiten für mehr Effizienz in der Produktion und Logistik – Datenaustausch über alle Bereiche hinweg.
Wichtig ist jedoch auch die Frage nach der IT-Sicherheit. Die Deutsche Telekom hat Angaben der Lufthansa bestätigt, wonach der jüngste IT-Ausfall bei der Fluggesellschaft durch Bauarbeiten ausgelöst wurde. Ein Bagger mit einem Erdbohrer habe dort Glasfaserleitungen in einer Tiefe von fünf Metern durchtrennt, sagte ein Telekom-Sprecher. Es reicht also ein eifriger Baggerfahrer und schon ist einer der größten und wichtigsten Flughäfen Europas offline!
Auch sollte man sich bei der Flut von einzugebenden Daten und Informationen vor einer ausufernden Bürokratie hüten. Sowohl Landwirte als auch Molkereien klagen über einen hohen bürokratischen Aufwand, da viele Daten manuell und auf unterschiedlichen Portalen mehrfach eingegeben werden müssen.
Beim Aufbau der digitalen Zukunft mit all ihren Möglichkeiten und Benefits, gilt es stets, den Profit für die gesamte Wertschöpfungskette durch multidimensionale Datennetze im Fokus zu haben. Andernfalls erschafft man ein Bürokratiemonster, welches in Zeiten von Personalmangel schwer zu handhaben ist.
Alexander Ströhlein
Chefredakteur Deutsche Molkerei Zeitung