Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Gut essen und trinken – oder nicht?

von | 21. März 2024

Vergangene Woche hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, kurz DGE, ihre neuen Ernährungsrichtlinien unter dem Claim »Gut essen und trinken« vorgestellt– und damit bei vielen für Unmut gesorgt. Diverse Branchenverbände fühlen sich übersehen, denunziert oder werfen der DGE gar vor, die Empfehlungen seien gesundheitsschädlich und von umweltideologischen Ideen beeinflusst.

Manche wittern gar eine Verschwörung, die Bundeslandwirtschaftsminister Cem Ozdemir eingefädelt hat. Auch die Bild-Zeitung titelt plakativ: »Neue Essens-Richtlinien gefährden Millionen Deutsche« und beruft sich dabei auf die deutsche Akademie für Präventiv-Medizin und deren Verbandsvize Johannes Scholl. Ebenso zeigt sich der MIV wenig begeistert von den neuen Richtlinien. Verständlicherweise, denn die Empfehlungen bei der täglichen Menge an Milch wurden von drei Portionen täglich auf zwei Portionen gesenkt.

Doch was empfiehlt die DGE eigentlich, dass die Entrüstung auf allen Seiten so groß ist?
Anhand eines mathematischen Optimierungsmodells wurde berechnet, wie die Ernährung der Menschen zukünftig aussehen müsste. Das Modell umfasst laut DGE verschiedene Dimensionen wie Gesundheit, Nachhaltigkeit aber auch reale Ernährungsgewohnheiten der deutschen Verbraucher sowie die vorhandenen Ressourcen. Herausgekommen ist eine Ernährungsempfehlung, die zu drei Vierteln aus pflanzlichen Produkten besteht – im Wesentlichen aus Getreideprodukten, Gemüse und Obst. Der Verzehr von tierischen Produkten soll deutlich eingeschränkt werden. Insbesondere Milch und Milchprodukte sollen weiterhin täglich gegessen werden, nur in geringeren Mengen. Die genauen Werte finden Sie im Beitrag ab Seite 10.

Was bei all der Aufregung oft vergessen wird zu erwähnen: Für die Empfehlungen gibt es viele Ausnahmen. Die nun vorgestellten Empfehlungen richten sich nur an Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, die gesund sind und keine Vorerkrankungen wie bspw. Diabetes oder Übergewicht haben, und sich von Mischkost – also mit tierischen Produkten – ernähren. Für andere Personengruppen sollen noch spezielle Empfehlungen folgen. Woher kommt dann die Entrüstung?

Kann es vielleicht sein, dass es ist wie in vielen anderen Bereichen? Wir Menschen hängen an unseren Gewohnheiten – nicht nur beim Essen. Und wenn jemand fordert, wir sollen daran etwas ändern, ist die erste Reaktion oft eine Abwehrhaltung. Tatsache ist, dass sich viele Verbraucher nicht an die »alten« Ernährungsrichtlinien gehalten haben. Es wird sich wahrscheinlich auch künftig nur ein Teil der Verbraucher an die Empfehlungen halten. Wahrscheinlich die, die heute schon viel Wert auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung legen. Fragen Sie sich am besten einmal selbst, wie oft sie die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag schaffen. Die DGE-Empfehlungen werden wohl wie bisher bleiben, was sie sind, nämlich eine Empfehlung. Am Ende werden die Menschen weiterhin das essen, was ihnen schmeckt und was sich gut mit Geldbeutel und Alltag vereinbaren lässt, ganz egal was die DGE rät.

Stefanie Nusser
Redaktion
Deutsche Molkerei Zeitung

 

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