Droht ein weltweiter Handelskrieg?
Liebe Leserinnen und Leser,
noch ist es erst einmal ein Konflikt, aber er könnte sich zu einem regelrechten Handelskrieg ausweiten. Die Rede ist von den »Strafzöllen«, die US-Präsident Donald Trump erlassen hat. Die weltweiten Reaktionen sind gemischt. Während die EU und die meisten anderen betroffenen Länder auf Verhandlungen setzen, womit einige Länder dem Vernehmen nach schon erfolgreich waren, setzt die chinesische Regierung auf Gegenzölle von 84 % auf verschiedene Milchprodukte aus den USA und sucht so die offene Konfrontation mit Washington.
Unklar ist noch, welche Auswirkungen die Zölle auf die russische Wirtschaft und auch auf den Verlauf der Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg haben werden. Bereits zum jetzigen Stand sind die Börsen in Aufruhr und die Verluste der Anleger schon beträchtlich. Klar ist, dass die Situation weiter eskalieren und ein regelrechter Handelskrieg entstehen könnte, der auf dem Rücken der Produzenten ausgetragen wird. Eine Situation, die die ohnehin stark belastete Milchwirtschaft nicht brauchen kann. Zumal diese, wie EDA-Generalsekretär Alexander Anton klarmachte, die Zölle für vollkommen unberechtigt hält.
In dieser Situation würde eigentlich die lang ersehnte Nachricht der nun verkündeten abgeschlossenen Regierungsbildung hierzulande ein positives Zeichen sein. Aber unter diesen Umständen verkommt sie fast zu einem Nebenkriegsschauplatz. Immerhin sind die ersten Pläne für den Agrarsektor der kleinen »Großen Koalition« schon da und werden wie erwartet unterschiedlich bewertet. Ein großer Wurf scheint es nach bisherigen Rückmeldungen der betroffenen Verbände nicht zu sein, eher ein gelungener, aber sehr ausbaufähiger Ansatz.
Es wird sich zeigen, ob der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz sein durch die Verhandlungen beschädigtes Ansehen – nach einer aktuellen Ipsos-Umfrage sind mehr als die Hälfte der Bundesbürger sehr unzufrieden mit seiner bisherigen Arbeit – in naher Zukunft durch gute Politik bessern kann. Wünschenswert wäre es nicht nur für die Milchwirtschaft.
Ralph Ammann
Redaktion
Deutsche Molkerei Zeitung