Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Weltmarktpreis für Vollmilchpulver stürzt ab

8. August 2023

Kräftiger Abschlag bei der jüngsten Auktion an der GDT – Preisniveau so tief wie seit drei Jahren nicht mehr – Chinas Nachfrage weiter schwach – Fonterras Milcherzeugerpreisprognose wahrscheinlich nicht zu halten – In Deutschland senkt der Handel den Butterpreis

Bei der Auktion an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) ist Vollmilchpulver am Dienstag vergangener Woche (1.8.) mit erheblichen Abschlägen gehandelt worden. Im Mittel aller Qualitäten und Liefertermine erlöste das umsatzstärkste Produkt an der GDT nur noch 2 864 $/t (2 609 Euro); das waren 8,0 % weniger als bei der vorherigen Auktion Mitte Juli. Seit dem Spitzenpreis von 4 757 $/t (4 334 Euro) im März 2022 gab es einen nahezu ununterbrochenen Preisverfall, der mittlerweile das Pulver für Käufer so billig gemacht hat, wie seit gut drei Jahren nicht mehr. Für Lieferungen im Oktober und November lagen die Verkaufspreise noch unter dem Durchschnittwert, denn dann ist aufgrund der hohen saisonalen Milchanlieferung in Neuseeland mit einem vergleichsweise großen Angebot zu rechnen. Betroffen von dem Verfall der Vollmilchpulverpreise ist insbesondere der weltweit größte Exporteur Fonterra, der auch alleiniger Anbieter dieses Produktes an der GDT ist. Problem der Molkereigenossenschaft ist momentan aber nicht primär ein übermäßiges Angebot, sondern die schwache Nachfrage des Hauptkunden China. Dort nimmt die eigene Milcherzeugung zu, laut Pekinger Statistikamt um 7,5 % im ersten Halbjahr 2023. Gleichzeitig dämpft die Konjunkturschwäche in der Volksrepublik aber die Nachfrage, was laut Analysten die lokalen Verarbeiter veranlasst, ihre Milch zu Pulver zu trocknen, was den Bedarf an importiertem Milchpulver verringert. Marktbeobachter sehen keine schnelle Änderung und prognostizieren fortgesetzt niedrige Vollmilchpulverpreise. Am vergangenen Freitag reagierte der neuseeländische Molkereikonzern Fonterra und senkte seine Prognose für den Milcherzeugerpreis in der Saison 2023/24 um 12,5 %. (Märkte+Unternehmen 7)

GDT-Index auf Dreijahrestief

Auch die anderen Milchprodukte an der GDT wurden Anfang August mit Abschlägen gehandelt. Der Durchschnittspreis für Magermilchpulver gab gegenüber der Auktion von Mitte Juli um 1,4 % auf 2 454 $/t (2 236 Euro) nach. Cheddarkäse verlor ebenfalls 1,4 % und wurde im Mittel aller Kontrakte für 3 910 $/t (3 562 Euro) gehandelt. Zudem verbilligte sich Butter moderat, nämlich um 0,7 % auf 4 680 $/t (4 264 Euro). Aufgrund der großen Gewichtung des Vollmilchpulvers gab der zusammenfassende GDT-Preisindex um 4,3 % auf 918 Punkte nach. Tiefer hatte der Index zuletzt Anfang September 2020 mit 913 Punkten gelegen. In Neuseeland wurde der überraschend starke Rückgang des Index von den Medien als „Schock-Auktion“ betitelt.

Päckchenbutter wird billiger

In Deutschland rückte vergangene Woche wieder einmal die Butter in den Blickpunkt der Medien. Der Discounter Aldi senkte den Verkaufspreis für das 250-g-Päckchen seiner Eigenmarke von 1,45 Euro auf 1,39 Euro. Zahlreiche andere Handelsketten folgten. Die amtliche Notierung für die verpackte Butter bei der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten blieb am vergangenen Mittwoch (2.8.) jedoch in den Grenzen von 4,80 Euro/kg bis 4,96 Euro/kg unverändert. Bei der meist von der Lebensmittelindustrie genutzten Blockbutter wurde die Notierung am unteren Spannenende um 3 Cent auf 4,28 Euro/kg und am oberen um 10 Cent auf 4,45 Euro/kg heraufgesetzt. Die zuvor nur als abwartend bezeichnete Nachfrage wurde nun von der Börse als normal eingestuft. Gänzlich ohne Änderungen blieben zuletzt die Notierungen für Hart- und Schnittkäse. Der Absatz wurde zwischen normal bis gut für die Jahreszeit angegeben.

Milchpulver weniger nachgefragt

Am Pulvermarkt bröckelten die Preise, wie bereits in den Vorwochen, teilweise weiter ab. Laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) verliefen die Geschäfte mit Magermilchpulver urlaubsbedingt in sehr ruhigen Bahnen. Vorwiegend seien bereits bestehende Kontrakte beliefert worden. Die Verkaufspreise der Hersteller von lebensmitteltauglicher Ware gaben laut der Kemptener Börse im Schnitt um 3 Cent auf 2,17 Euro/kg bis 2,37 Euro/kg nach. Das Preisniveau war damit so tief, wie seit Anfang 2021 nicht mehr. Die Futtermittelqualitäten ließen sich hingegen mit einem kleinen Aufschlag von 1,5 Cent in einer Spanne von 2,05 Euro/kg bis 2,07 Euro/kg verkaufen. Nicht so stark wie am Weltmarkt fielen der Kemptener Börse zufolge die Preise für Vollmilchpulver in Deutschland. Je Kilogramm erlösten die Anbieter zwischen 3,33 Euro und 3,45 Euro; das waren rund 5 Cent weniger als in der Vorwoche. Im Vergleich zur neuseeländischen Ware ist das jedoch teuer, weshalb das hiesige Pulver am Weltmarkt nur schwer Käufer findet. Am ruhigen Molkenpulvermarkt blieben die Preise stabil. AgE

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9111 Euro

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