Agrarterrorismus aufgedeckt?
Forscher sollen einen Pilzschädling in die USA geschmuggelt haben.
In den USA wurde gegen zwei chinesische Wissenschaftler Anklage erhoben, weil sie ein „gefährliches biologisches Pathogen“ in das Land geschmuggelt haben sollen. Bei dem fraglichen Schaderreger handelt sich um Fusarium graminearum. Der Pilz habe das Potenzial für einen „agrarterroristischen“ Anschlag, teilte der Bundesanwalt für den östlichen Gerichtsbezirk von Michigan, Jerome F. Gorgon Jr., bereits am Dienstag (3.6.) mit. Gorgon sprach von „schwerwiegenden nationalen Sicherheitsbedenken“.
Konkret werden den beiden chinesischen Staatsbürgern Jian Yunqing und Liu Zunyong Verschwörung, der Schmuggel von Waren in die USA, falsche Angaben und Visabetrug zur Last gelegt. Laut Gorgon Jr. sollen die beiden Forscher geplant haben, den Pilz in einem Labor der Universität Michigan, an der Jian beschäftigt ist, zu untersuchen.
Laut den Anklagedokumenten hat die Universität Michigan keine Befugnis, Studien mit dem fraglichen Pathogen vorzunehmen. Jian wurde vom Federal Bureau of Investigation (FBI) festgenommen. Behördenangaben zufolge ist die Wissenschaftlerin Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas und soll in ihrem Heimatland Forschungsgelder für Studien über F. graminearum erhalten haben.
Vorheriger Schmuggelversuch offenbar erfolgreich
Auch Liu soll laut FBI an einer chinesischen Universität an dem Pilz geforscht haben. Der Sicherheitsbehörde zufolge hat er bereits im vergangenen Sommer am Detroiter Flughafen eine Probe des Pathogens bei sich geführt, woraufhin ihm die Einreise verweigert wurde. In einer damaligen Befragung soll Liu den Schmuggelversuch zugegeben haben.
Private Nachrichten zwischen Liu und Jian sollen außerdem darauf hindeuten, dass Liu bei vorherigen Besuchen das Pathogen erfolgreich illegal in die USA eingeführt haben könnte. Die beiden Forscher sollen mutmaßlich in den USA bereits Laboruntersuchungen an dem Material durchgeführt haben. Das FBI führt zudem an, dass auf Lius Smartphone ein wissenschaftlicher Artikel mit dem Titel „Plant-Pathogen Warfare under Changing Climate Conditions“ gefunden wurde. Die Publikation beleuchtet die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Schaderregern im Zusammenspiel mit sich verändernden Umweltbedingungen.
Schadpilz ist in den USA heimisch
Ob die chinesischen Forscher tatsächlich „agrarterroristische“ Attacken planten, ist derzeit noch unklar. In den bisher veröffentlichten Erklärungen der US-Sicherheitsbehörden gibt es jedenfalls keine Hinweise auf konkrete Vorbereitungen. Zwar ist F. graminearum durchaus ein Schädling, der weltweit Milliardenschäden in der Landwirtschaft verursacht. Der Pilz befällt unter anderem Weizen, Gerste und Mais und führt dort zu Taubährigkeit beziehungsweise Kolbenfäule. Die vom Pilz produzierten Mykotoxine sind zudem giftig für den Menschen.
Allerdings ist der Pilz bereits heute ein in der US-Landwirtschaft weitverbreiteter Schädling, der mit Fungiziden bekämpft werden kann. Der Agrarwissenschaftler Prof. Harold Kistler von der Universität von Minnesota erklärte gegenüber amerikanischen Medien, dass F. graminearum wahrscheinlich sogar in Nordamerika seinen natürlichen Ursprung habe und keinesfalls als „ausländischer Wirkstoff“ in das Land gelangt sei.
AgE