Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Handel schöpft Potential für Nachhaltigkeit im Supermarkt nicht aus

27. September 2022

Studie des Umweltbundesamtes sieht noch großen Handlungsspielraum – Messner: Nachhaltigkeitsstrategien der Konzerne bis jetzt nur unzureichend verankert – Politik sollte die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen – Aktiver und konsequenter Umweltschutz muss zum Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen werden

Der Lebensmitteleinzelhandel engagiert sich zwar mit verschiedenen Aktivitäten für den Umwelt- und Klimaschutz, doch die Unternehmen könnten ihren Einfluss und Handlungsspielraum deutlich stärker nutzen. Zu diesem Schluss kommt das Umweltbundesamt in einer aktuellen Studie, die am vergangenen Donnerstag (22.9.) vorgestellt wurde. Die größten Stellschrauben sieht das Bundesamt in den Bereichen Sortimentsgestaltung, Reduktion von Lebensmittelverschwendung und Sensibilisierung der Konsumenten. UBA-Präsident Dirk Messner hob hervor, dass die Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel sehr viel Einfluss hätten, sowohl auf die Produktionsbedingungen als auch auf das Konsumverhalten. Daraus würden ihnen Handlungschancen als auch Verantwortung erwachsen. Einige Unternehmen gingen hier schon voran und hätten sich bereits ambitionierte Ziele für den Klima- und Waldschutz gesetzt. „Das Potential ist aber noch lange nicht ausgeschöpft“, so Messner. Die Nachhaltigkeitsstrategien der Konzerne seien bis jetzt nur unzureichend verankert. So werde zwar viel von Umweltschutz und Nachhaltigkeit gesprochen, aber im Einkauf der Produkte, bei der Preisgestaltung oder in der Werbung sei oft das Gegenteil der Fall. „Hier ist auch die Politik gefragt: Sie muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, damit aktiver und konsequenter Umweltschutz zum Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen wird“, betonte der UBA-Präsident.     In der Studie wurde das Umweltengagement der acht umsatzstärksten Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland, nämlich Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto Markendiscount, Penny und Rewe, systematisch in den Bereichen Lieferketten, eigene Standorte sowie Konsum bewertet.        Durchgeführt wurde die Untersuchung vom Schweizer Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) mit Unterstützung von Systain Consulting.

Politikmix aus finanziellen Anreizen

Die UBA-Studie rät den Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels, ihr Nachhaltigkeitsmanagement insgesamt systematischer zu gestalten. Dazu sollten durchweg überprüfbare Ziele zur ökologischen⁠ Nachhaltigkeit ⁠gesetzt werden, in bessere Daten investiert sowie das Nachhaltigkeitsmanagement stärker mit Geschäftsführung, Einkauf und Warengruppenmanagement verknüpft werden. Aber auch die Politik ist gefragt: Das Umweltbundesamt⁠ empfiehlt einen Politikmix aus finanziellen Anreizen – zum Beispiel eine Neuausrichtung der Mehrwertsteuer für Lebensmittel nach ökologischen Kriterien – und regulatorischen Maßnahmen. Dazu zählt beispielsweise die Internalisierung externer Kosten. Die Umweltkosten der Produktion wie Luftverschmutzung oder Klimaschäden, die bislang von der Gesellschaft getragen werden, würden dabei eingepreist. Außerdem sollten laut UBA Mindeststandards im Rohwareneinkauf – etwa für Palmöl oder Soja – eingeführt oder bestimmte, besonders schädliche Fangarten im Fischfang ausnahmslos verboten werden. Zudem sollte die Politik Rahmenbedingungen für eine transparente und besser vergleichbare Nachhaltigkeitsberichterstattung der Unternehmen setzen. AgE

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