Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Bessere Kommunikation für Biolebensmittel notwendig

6. Juli 2022

Wissenschaftlerin Zander: Die Verbraucher kaufen verstärkt Handelsmarken und wechseln in den Discounter – Der Biosektor befindet sich in einer schwierigen Situation – Langfristig denken – Naturland-Geschäftsführer Reese warnt vor Wettbewerb unter Handelshäusern – Wewer berichtet von stabilem Bioumsatz bei der Rewe Group

Foto: Pixabay

Ökologisch hergestellte Lebensmittel benötigen nach Einschätzung von Prof. Kathrin Zander von der Universität Kassel eine bessere Kommunikation. Die Professorin für Agrar- und Lebensmittelmarketing im Fachbereich Ökologischer Landbau berichtete am vergangenen Mittwoch (29.6.) bei der Podiumsdiskussion „Faire Preise, Mehr Fairness in der Lieferkette“ im Rahmen der Öko-Feldtage, dass die Verbraucher zunehmend belastet seien durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten und darauf reagierten. So griffen die Konsumenten verstärkt auf Handelsmarken zurück und wechselten vom Supermarkt in den Discounter. Zander sieht deshalb aktuell für den Biosektor eine schwierige Situation gegeben. Gleichwohl müsse die Branche langfristig schauen und versuchen zu vermitteln, warum Biolebensmittel besser seien. Im Schnitt sind Zander zufolge Biolebensmittel um 50 % teurer als konventionell hergestellte. Die Hochschullehrerin betonte auch, dass es nicht „den einen Verbraucher“ gebe. Es existiere eine große Gruppe, die günstig einkaufen wolle, und es gebe eine Gruppe, die aufgeschlossen gegenüber Bioprodukten sei. Auf diese sollte sich die Biobranche konzentrieren, riet Zander. In der Pflicht sieht sie außerdem die Politik, umwelt- und sozialschädliche Praktiken zu besteuern.

Biosiegel braucht neue Infokampagne

Naturland-Geschäftsführer Steffen Reese forderte, dass eine faire Entlohnung alle Aspekte berücksichtigen müsse. Er begrüßte, dass das Lieferkettengesetz zustande gekommen sei. Mit dem Ergebnis zeigte sich Reese aber nicht zufrieden, da nur „angemessene“ Erzeugerpreise gezahlt werden müssten. Darüber hinaus warnte er vor einem Wettbewerb unter den Handelshäuern und führte als Beispiel nachhaltig erzeugte Bananen auf. Hier sei Lidl vorgeprescht und habe nur noch solche Bananen angeboten. Die Kunden seien dann zu Aldi gewechselt und hätten dort ihren gesamten Einkauf erledigt. Lidl habe in der Folge „massive Umsatzeinbußen“ verzeichnet. Der Referent für den Ökolandbau und das Qualitätsmanagement Bio-Eigenmarken der Rewe Group Handel Deutschland, Marcus Wewer, glaubt, dass sich der Biomarkt auch ohne die Zielvorgaben von 30 % auf nationaler und 25 % auf europäischer Ebene weiterentwickeln wird. Er berichtete von einem stabilen Bioumsatz bei der Rewe Group. Dies sei insbesondere bei Biofleisch der Fall. Aus Wewers Sicht braucht es allerdings nach 20 Jahren eine neue Informationskampagne für das Biosiegel. AgE

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