Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln auf der Zielgeraden

12. Mai 2022

Die Neuregelung soll für die Hauptzutaten Milch, Fleisch und Ei in verarbeiteten Lebensmitteln und in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung gelten – Köstinger sieht die Konsumenten bei ihrer Kaufentscheidung gestärkt – Fachverband der Lebensmittelindustrie übt scharfe Kritik – Verweis auf anstehende EU-regelung

Elisabeth Köstinger

In Österreich ist die verpflichtende Herkunftskennzeichnung der Hauptzutaten Milch, Fleisch und Ei in verarbeiteten Lebensmitteln und in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung jetzt auf der Zielgeraden. Bei Lebensmitteln und Speisen soll in Zukunft klar erkennbar sein, ob die Primärzutaten aus Österreich, Europa oder Drittstaaten stammen. Die für Produzenten und Konsumenten wichtige Maßnahme wurde vom Wiener Ministerrat beschlossen. Primärzutat bedeutet ein Anteil von mindestens 50 % am Lebensmittel oder die Zutat, die der Konsument üblicherweise mit der Bezeichnung des Lebensmittels assoziiert. Bei Fleisch muss in der Regel gekennzeichnet werden, wo das Tier geboren, gemästet und geschlachtet wurde, bei Milch, wo das Tier gemolken wurde, und bei Eiern, wo das Ei gelegt wurde. „Wo Österreich drinnen ist, muss künftig auch Österreich draufstehen“, kommentierte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger“ die politische Entscheidung. Die entsprechenden Verordnungen gehen nun in Begutachtung. Nach Notifikation durch die EU-Kommission soll die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in Österreich ab 2023 in Kraft treten. Rund 86 % der Österreicher legten großen Wert auf die Herkunft von Lebensmitteln, betonte die Ministerin. „Indem wir Transparenz schaffen, können Konsumenten klare Kaufentscheidung treffen, bewusst auf regionale Produkte greifen und damit unsere bäuerlichen Familienbetriebe stärken“, so Köstinger. Bauernbund-Präsident Georg Strasser sprach von einem entscheidenden Schritt, um regionale Wertschöpfung im Sinne der Bauern zu stärken und Transparenz auf dem Teller zu schaffen. Scharfe Kritik an der geplanten Herkunftskennzeichnung übte hingegen der Fachverband der Lebensmittelindustrie.

Fachverband befürchtet doppelte Kostenbelastung

Nach Ansicht des Fachverbandes spricht neben der aktuellen Teuerungswelle auch der Umstand gegen die Pläne der Bundesregierung, dass Brüssel bereits im Herbst dieses Jahres eigene Vorschläge für eine erweiterte, EU-weit einheitliche Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln wie Milch oder Fleisch vorlegen werde. „Dass die Bundesregierung auf Betreiben des Landwirtschaftsressorts meint, jetzt noch vorpreschen zu müssen und eine verpflichtende nationale Herkunftskennzeichnung einzuführen, wo die EU in wenigen Monaten ihre Regelungen erweitern wird, ist mehr als unverständlich und wohl bloßer Klientelpolitik geschuldet“, monierte die Geschäftsführerin des Fachverbandes, Katharina Koßdorff. Damit würden die Preise für österreichische Agrarrohstoffe weiter in die Höhe getrieben. In Zeiten der Kostenexplosion auf allen Ebenen und steigender Inflation sei das „schlicht der falsche Weg“. Durch die Herkunftskennzeichnung würden die österreichischen Hersteller und ihre Lebensmittel „Made in Austria“‘ gegenüber ihren internationalen Mitbewerbern bewusst geschwächt, die diese Kosten nicht tragen müssten. Für die österreichischen Betriebe der Lebensmitteindustrie bedeutet dies, dass sie zuerst das geplante österreichische Kennzeichnungssystem und dann das neue europäische System umsetzen müssten und somit einen doppelten Aufwand hätten. AgE

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