Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Lombardische Milchbauern protestieren

27. Januar 2023

Während die Milchbauern in Deutschland zumindest mit der wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Monaten zufrieden sein können, scheint dies bei ihren lombardischen Berufskollegen nicht der Fall zu sein. Mehr als 100 Milcherzeuger errichteten am Montag voriger Woche (16.1.) aus Unmut über ihre wirtschaftliche Lage in der Nähe des Stadtflughafens Linate ein Protestlager.

Ihr Ziel war es, die Regierung auf ihre schwierigen Arbeitsumstände aufmerksam zu machen und ein Treffen mit führenden Politikern zu erzwingen. Der Vorsitzende des Genossenschaftsverbandes Copagri Lombardia sowie des regionalen Milchproduzentenverbandes, Roberto Cavaliere, beklagte vor Journalisten, dass Italien mittlerweile 40 % seines Milchbedarfs durch Importe abdecke. Die heimischen Milcherzeuger litten unter stark gestiegenen Produktionskosten, die durch die Erlöse nicht ausgeglichen würden. „Dem aber nicht genug“, so Cavaliere. Seit 26 Jahren schwebe über den Köpfen der italienischen Milchbauern das Damoklesschwert der Milchquotenverwaltung beziehungsweise der Geldstrafen. Laut Angaben von Copagri Lombardia sind landesweit rund 2 000 Milchbauern noch mit insgesamt 1,5 Mrd Euro an Strafzahlungen im Verzug. Dabei handelt es sich um die Abgaben, die Milchviehhalter zahlen müssen, weil sie mehr Milch erzeugten als sie gemäß ihrer Quote hätten produzieren dürfen. Die Milchquoten wurden bekanntlich schon zum1. April 2015 abgeschafft. Cavaliere appellierte an die Regierung in Rom, hier endlich einzuschreiten und das Problem zu lösen. Immerhin habe auch der Europäische Gerichtshof (EuGH) auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Strafzahlungen neu zu berechnen, erklärte der Verbandsvorsitzende. Er gab zu bedenken, dass von der Lombardei die Hälfte der italienischen Milch- und Käseproduktion abhänge. Aktuell befinde sich aber ein Drittel der lombardischen Bauernhöfe in Existenznot. Cavaliere warnte, dass die Rohmilchproduktion um geschätzte 1,2 Mio t bis 1,5 Mio t einbrechen könnte, was schwerwiegende Folgen für die Verarbeitungsbranche hätte. Ursprünglich war für den vergangenen Donnerstag (18.1) auch eine Protestaktion in Mailand vorgesehen. Da sich aber das Landwirtschaftsministerium zu einem Treffen mit Vertretern von Copagri Lombardia bereit erklärte, wurde diese abgesagt und das Protestlager geräumt. AgE

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