Zukunftskommission Landwirtschaft: Konsens in schwierigen Zeiten
Die ZKL hat sich auf strategische Leitlinien und Empfehlungen geeinigt.

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Nach monatelangen Verhandlungen haben sich die Mitglieder der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) in Berlin einstimmig auf ein gemeinsames Papier verständigt. Die strategischen Leitlinien und Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft sollen der nächsten Bundesregierung als Richtschnur für die Agrar- und Ernährungspolitik dienen. Das Papier sei eine Aufforderung an die Politik, Impulse für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu geben, sagte einer der Sprecher der ZKL, Prof. Achim Spiller, nach der achtstündigen Sitzung.
Mehr denn je gelte es, Stillstände zu überwinden und innovative Wege in eine nachhaltigere Zukunft zu gehen, so Sprecherkollegin Prof. Regina Birner. Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Resilienz der Agrar- und Ernährungssysteme seien gleichberechtigte Kernaufgaben für die künftige Agrar-, Umwelt- und Tierschutzpolitik. Damit zeige die ZKL, „dass auch in schwierigen Zeiten mutige Lösungen im Konsens möglich sind“. Die ZKL sei überzeugt, „dass sich Nachhaltigkeit auszahlt – dauerhaft und für alle“. Voraussetzungen dafür seien rasches konsequentes Handeln und zielgerichtetes Investieren.
Steigender Handlungsdruck
Spiller und Birner wiesen darauf hin, dass die Herausforderungen an die Agrar- und Ernährungssysteme in den vergangenen Jahren gewachsen seien. Damit einher gehe ein steigender politischer Handlungsdruck. Gleichzeitig forderten die Landwirtinnen und Landwirte Lösungen. Der von der ZKL verfolgte gesamtgesellschaftliche Ansatz sei ein ganzheitliches Paket, das an mehreren Stellschrauben ansetze, die künftig besser aufeinander abgestimmt werden müssten.
Den beiden Sprechern zufolge fordert die ZKL die Politik auf, klare Umsetzungsschritte zu beschreiben und den politischen Rahmen dafür zu setzen. Aufgrund der besonderen Verantwortung für junge und künftige Generationen hätten die Agrar- und Ernährungssysteme eine hervorgehobene strategische Bedeutung. „Es geht um die Zukunftsperspektiven für junge Menschen im Agrar- und Ernährungssektor wie auch in ländlichen Räumen“, so die Wissenschaftler. Deswegen empfehle die ZKL, junge Menschen aus Agrar- und Umweltorganisationen stärker in den Dialog einzubinden und deren Konsensbereitschaft für künftige Entwicklungspfade zu stärken.
Zehn Handlungsfelder
Die rund 20-seitigen Ausführungen der Zukunftskommission beziehen sich auf insgesamt zehn Handlungsfelder. Die reichen von der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und Marktordnung über Regulierungsabbau, Biodiversitätsschutz, Tierhaltung und Pflanzenbau bis zu Digitalisierung und Technik, Resilienz landwirtschaftlicher Betriebe sowie Ernährungsresilienz in globaler Dimension. Einzelheiten sollen auf der Webseite des Bundeslandwirtschaftsministeriums veröffentlicht werden.
Die ZKL war vor rund einem Jahr von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir neu berufen worden, nachdem das Expertengremium in seiner ursprünglichen Zusammensetzung im Juli 2021 seinen Abschlussbericht vorgelegt hatte. Anders als von vielen erwartet hatten die viel beachteten Ausführungen keinen Niederschlag im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP gefunden.
Im Zusammenhang mit den Bauerndemonstrationen des vergangenen Winters hatten die damaligen Koalitionsfraktionen die Kommission gebeten, Vorschläge für politische Maßnahmen vorzulegen. Schnell war deutlich geworden, dass die Erwartungen der Ampel nicht erfüllt werden konnten. Im Frühsommer stand die ZKL wiederholt vor dem Bruch. Zielführend waren letztlich der Wille der Beteiligten, an dem ursprünglich erzielten Konsens festzuhalten und dabei den Fokus über die Tagespolitik hinaus zu richten. Die gut 30 Mitglieder der ZKL kommen aus den Bereichen Landwirtschaft, Wirtschaft, Umwelt-, Natur-, Verbraucher- und Tierschutz, der Entwicklungszusammenarbeit sowie der Wissenschaft. AgE