Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Butterpreis schmiert ab

7. Februar 2023

Lebensmitteleinzelhandel senkt Verkaufspreis für das Milchfett um 20 Prozent – Das 250-g-Päckchen wird nun im Einstiegssegment für 1,59 Euro angeboten – Zunehmende Milchanlieferungen führen zu sinkenden Herstellerabgabepreisen – Notierungen für Schnittkäse und Milchpulver erneut schwächer – Kieler Rohstoffwert der Milch weiter im Rückwärtsgang

Die Verbraucher in Deutschland können Butter in den Läden wieder deutlich günstiger einkaufen. Der Discounter Aldi und auch Kaufland senkten am vergangenen Mittwoch (1.2.) den Verkaufspreis für das 250-g-Päckchen im Preiseinstiegssegment von 1,99 Euro auf 1,59 Euro. Die anderen Ketten im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) folgten rasch mit einem Schritt in gleicher Größenordnung. Im Mai 2022 hatte der Butterpreis in den Supermärkten noch das Rekordniveau von 2,29 Euro markiert; für bekannte Marken waren sogar mehr als 3 Euro zu zahlen. Die aktuelle Preissenkung von 20 % folgt auf den Abschluss neuer Lieferkontrakte der Hersteller mit dem LEH, die ab Anfang Februar gültig sind. Bei diesen hätten die Molkereien den Großabnehmern preislich entgegenkommen müssen, berichteten Marktanalysten. Grund war einerseits die wieder zunehmende Milcherzeugung, der Rohstoff ist derzeit nicht mehr knapp. Andererseits ist bei anderen Milchprodukten die Preiskorrektur von den Höchstständen im vergangenen Jahr bereits seit längeren im Gange, und nun folgt mit Verzögerung die Päckchenbutter.

Päckchenbutternotierung vor Korrektur

Bei der Blockbutter, die vornehmlich von der Lebensmittelindustrie gekauft wird, hat es in den vergangenen drei Monaten bei der maßgeblichen Notierung der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempter bereits einen Abschlag von insgesamt 2,84 Euro oder gut 40 % auf zuletzt 4,15 Euro/kg bis 4,20 Euro/kg gegeben. Die amtliche Notierung für die Päckchenbutter wurde am vergangenen Mittwoch in Kempten mit 7,25 Euro/kg bis 7,60 Euro/kg noch unverändert festgestellt. Sie dürfte in der kommenden Woche jedoch deutlich abgesenkt werden, womit sich dann auch die ungewöhnlich hohe Differenz zur Blockbutter verringern wird. Die nachgebenden Herstellerpreise haben laut Börse sowohl bei Block- als auch bei Stückbutter zuletzt für eine lebhaftere Nachfrage gesorgt. Der durchschnittliche Butterverbrauch in Deutschland ist im vergangenen Jahr laut vorläufigen Daten der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) um 200 g auf 5,9 kg pro Kopf gesunken; Hauptgrund waren die deutlich gestiegenen Verbraucherpreise.

Milchpulvernachfrage verhalten

Die Hersteller von Schnittkäse haben in der vergangenen Woche erneut Preiszugeständnisse beim Abschluss neuer Lieferverträge machen müssen. In Hannover wurde deshalb die amtliche Notierung für Gouda und Edamer als Brotware um 10 Cent auf 3,80 Euro/kg bis 4,30 Euro/kg zurückgenommen, bei der Blockware im Spannenmittel um 15 Cent auf 3,50 Euro/kg bis 3,80 Euro/kg. Das Angebot sei für die Nachfrage gut ausreichend, hieß es seitens Marktbeobachtern. Nicht richtig in Fahrt kommt seit Jahresbeginn der Milchpulvermarkt. Die Nachfrage sei ruhig und abwartend, die Preise bröckelten weiter ab, so die ZMB. Laut der Kemptener Börse gaben die Verkaufspreise bei Magermilchpulver in Lebensmittelqualität in der vergangenen Woche im Schnitt um 7,5 Cent auf 2,40 Euro/kg bis 2,60 Euro/kg nach. Bei der Futtermittelware kam es ebenfalls zu einem mittleren Abschlag von 7,5 Cent; die damit noch 2,20 Euro/kg bis 2,25 Euro/kg erlöste. Für Vollmilchpulver wurde der Börse zufolge im Handel ein durchschnittlicher Preisrückgang von 10 Cent auf 3,50 Euro/kg bis 3,60 Euro/kg verzeichnet. Zudem tendierten auch die Preise für Molkenpulver erneut schwächer.

Schwächere Milchverwertung

Der fortgesetzte Verfall der Notierungen für Butter und Magermilchpulver hat den vom Kieler Institut für Ernährungswirtschaft (ife) berechneten Rohstoffwert der Milch im Januar weiter nach unten gedrückt. Bei diesem wird bekanntlich aus den Verwertungsmöglichkeiten beider Milcherzeugnisse ein abgeleiteter Rohmilchwert auf Erzeugerstufe errechnet. Nach Angaben des ife lag dieser für eine Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im Januar bei 44,8 Cent/kg; das waren 3,1 Cent oder 6,5 % weniger als im Vormonat und 9,5 Cent beziehungsweise 17,5 % weniger als vor einem Jahr. Verantwortlich für den Rückgang des Rohstoffwerts im Berichtsmonat waren sowohl eine schlechtere Fett- als auch Eiweißverwertung. Die Preise für Butter sanken an der Kemptener Börse binnen Monatsfrist um 6,0 % auf 612,60 Euro/100 kg. Umgerechnet auf die in der Herstellung der Butter eingesetzte Milch ergab sich pro Kilogramm eine um 1,8 Cent auf 27,4 Cent verringerte Verwertung. Die erwartet starke Korrektur der Notierung für Päckchenbutter im Februar ist hierbei noch nicht berücksichtigt.

Rohstoffwert unter 40 Cent möglich

Zudem gab die für die Berechnung des Rohstoffwerts wichtige Durchschnittsnotierung für Magermilchpulver an der Kemptener Börse im Januar gegenüber dem Vormonat um 5,2 % auf 255,80 Euro/100 kg nach. Dadurch verringerte sich die Verwertung der verwendeten Rohmilch in der Pulverherstellung um 1,3 Cent auf 19,0 Cent/kg. Werden die Verwertungen über Butter und Magermilchpulver zusammengefasst, belief sich laut ife der Milchwert frei Rampe Molkerei im Januar auf 46,4 Cent/kg; nach Abzug der unterstellten Erfassungskosten von 1,6 Cent/kg hatte die Milch auf Erzeugerstufe theoretisch einen Wert von 44,8 Cent/kg. Werden nicht die aktuellen Notierungen an der Kemptener Börse, sondern die zukunftsweisenden Terminmarktkurse für Butter und Magermilchpulver an der European Energy Exchange (EEX) als Grundlage für die Berechnung eines „Börsenmilchwertes“ herangezogen, dann lag dieser laut ife für die Monate Februar bis Juni im Schnitt nur noch bei 36,50 Euro/kg Milch. Nicht berücksichtigt sind hierbei jedoch Verwertungserlöse aus dem Verkauf anderer Erzeugnisse darunter Milchfrischprodukte oder Käse. AgE

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