Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Fallende Notierungen für Butter und Käse zum Jahresbeginn

9. Januar 2023

Die Verkaufspreise der Hersteller von Milchprodukten neigen auch Anfang 2023 zur Schwäche – Amtliche Notierungen meist rückläufig – Molkereien gelingt jedoch recht stabiler Abschluss bei der „weißen Linie“ – Trinkmilchpreise in den Geschäften moderat angehoben – Milcherzeugerpreise rückläufig erwartet – Bei der Handelsplattform GDT ist der Jahresauftakt ebenfalls von Preisabschlägen geprägt 

Die Preiskorrektur nach unten hat sich am Markt für Milchprodukte Anfang 2023 national wie international fortgesetzt. Die Süddeutsche Butter- und Käsebörse in Kempten setzte am vergangenen Mittwoch (4.1.) die amtliche Notierung für Blockbutter gegenüber der Preisfeststellung vor Weihnachten im Spannenmittel um 17,5 Cent auf 5,00 Euro/kg bis 5,05 Euro/kg herab. Bei der kontraktgebundenen abgepackten Butter wurde der untere Notierungswert um 12 Cent auf 7,48 Euro/kg gesenkt. Wenige Tage vor Heiligabend hatte der Discounter Aldi den Preis für das 250-g-Päckchen seiner Eigenmarke um 30 Cent auf 1,99 Euro reduziert. Erstmals seit April wurde damit wieder die Schwelle von 2 Euro unterschritten. Im Vergleich zum Jahresbeginn 2022 liegt die Kemptener Notierung für Päckchenbutter allerdings noch um 30 % höher, bei Blockbutter jedoch schon um 14 % darunter. Auch bei Schnittkäse hielt nach dem Jahreswechsel die Preisschwäche an. Nach Angaben der amtlichen Kommission in Hannover mussten die Hersteller bei kurzfristigen Abschlüssen ein Zugeständnis von durchschnittlich 30 Cent/kg im Verkauf machen. Die Notierung für das Kilogramm Gouda und Edamer im Block wurde vergangenen Mittwoch auf 4,20 Euro bis 4,50 Euro festgesetzt; die Brotware lag zwischen 4,30 Euro und 4,70 Euro. Laut Kommission war der Jahresauftakt von einer saisonal schwachen Nachfrage geprägt. Die Schnittkäsenotierungen in Hannover lagen Anfang 2023 aber noch um rund 9 % über dem vergleichbaren Vorjahresniveau.

Kontrakte für Trinkmilch ausgehandelt

Die nicht amtlich notierten Preise für Trinkmilch sind zu Jahresbeginn im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hingegen moderat gestiegen. Laut dem Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) gelten ab Januar die neuen Kontraktpreise zwischen Herstellern und dem Handel für die „weiße Linie“. Trotz „negativer Marktindikatoren“ sei es den Molkereien gelungen, einen recht stabilen Abschluss hinzubekommen. Laut VMB hat Aldi den Verbraucherpreis für Vollmilch der Eigenmarke Milsani um 6 Cent auf 1,15 Euro/l erhöht. Mitbewerber seien diesem Schritt gefolgt. Auch die Verkaufspreise für fettarme und für haltbare Milch stiegen um denselben Betrag. Zudem verteuerten sich in den Geschäften die Eigenmarken von Quark dem VMB zufolge um 10 Cent, und die Magerstufe mit 500 g kostet nun 1,49 Euro. Die Preise für Produkte der weißen Linie waren nach dem vorherigen Kontraktabschluss Mitte 2022 infolge der stark gestiegenen Energiepreise spürbar angehoben worden Dies führte unter anderem dazu, dass Trinkmilch mit 3,5 % Fett im Preiseinstiegssegment mehr als 1 Euro/l in den Läden kostete. Laut VMB gibt der aktuelle Abschluss bei der weißen Linie den Milchbauern eine Teilabsicherung ihres derzeit hohen Milchpreisniveaus, zumindest bis in das Frühjahr hinein. „Einen Absturz der Milchpreise wird es in den kommenden Monaten wohl nicht geben“, so der Erzeugerverband.

Geringeres Milchgeld wahrscheinlich

Die Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) wies jedoch darauf hin, dass sich die Preise für Milchverarbeitungsprodukte und Versandmilch schon weit von ihren Höchstwerten 2022 entfernt hätten. Die Erzeugermilchpreise folgten in der Regel mit zeitlicher Verzögerung, so dass diese Entwicklung noch bevorstehe. Die Verwertung aus Butter und Magermilchpulver, ein wichtiger Marktindikator, hat gegenüber dem Rekordergebnis vom Mai bis zum Jahresende 2022 den Bonner Marktanalysten zufolge mehr als ein Viertel an Wert verloren. Damit sei die Richtung für die Milchpreise auf Erzeugerebene vorbestimmt. „Im neuen Jahr ist daher mit teils deutlichen Korrekturen nach unten bei den Erzeugerpreisen für Rohmilch zu rechnen“, prognostiziert die AMI. Die längerfristigen Verträge mit dem LEH würden den Preisrückgang bundesweit gesehen hingegen etwas abmildern. Wichtiger Grund für den Abwärtstrend am Spotmarkt und im Großhandel sei eine weltweit schwache Nachfrage, der derzeit meist ein zunehmendes Angebot gegenüberstehe. Damit der Markt ins Gleichgewicht komme, müsse die Nachfrage anziehen. Dies werde jedoch von der schwächelnden Weltwirtschaft ausgebremst. Andererseits könne, so die AMI, das gesunkene Preisniveau die Nachfrage auch stimulieren. So sei Magermilchpulver aus der EU am Weltmarkt mittlerweile wieder wettbewerbsfähig.

Ruhiger Pulvermarkt

Der Milchpulvermarkt ist nach Angaben der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) jedoch mit sehr ruhigen Geschäften ins neue Jahr gestartet. Viele Händler seien offenbar noch im Urlaub. Für die zweite Januarwoche werde wieder mit einem lebhafteren Marktverlauf gerechnet. Das Angebot an Magermilchpulver ist den Experten zufolge ausreichend, da zwischen den Jahren mehr Magermilch getrocknet worden sei. Mittelfristig bestehe jedoch Bedarf bei den Kunden. Laut der Kemptener Börse gaben die Preise für Ware in Lebensmittelqualität zuletzt im Mittel um 4 Cent auf 2,70 Euro/kg bis 2,93 Euro/kg nach. Gegenüber Anfang Januar 2022 entspricht das einem Preisabschlag von 17 %, weil auch am Weltmarkt die Preise mittlerweile deutlich unter ihren historischen Höchstständen aus dem Vorjahr liegen. Bei Vollmilchpulver war der Kaufbedarf ebenfalls begrenzt. Im unteren Preissegment gaben hier der Börse zufolge die Erlöse um 6 Cent auf 3,99 Euro/kg nach. Die Marke von 4 Euro war zuletzt im Dezember 2021 unterschritten worden.

Durchweg Abschläge

An der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) wurden bei der Auktion am vergangenen Dienstag (3.1.) alle Standartmilchprodukte mit Abschlägen gehandelt. Der zusammenfassende Preisindex gab gegenüber der Handelsrunde vor zwei Wochen um 2,8 % nach. Er lag damit um 3,2 % unter dem Startniveau von 2022. Einen deutlichen Abschlag von 4,3 % auf 2 838 $/t (2 657 Euro) gab es im Mittel aller Kontrakte und Liefertermine für Magermilchpulver; im Vorjahresvergleich mussten die Käufer dafür rund ein Viertel weniger zahlen. Für Vollmilchpulver fiel der Preis gegenüber Mitte Dezember um 1,4 % auf 3 208 $/t (3 003 Euro). Analysten zufolge belastete weiter die Kaufzurückhaltung Chinas infolge der Probleme mit der Corona-Pandemie den Pulvermarkt. Allerdings fielen an der GDT zum Jahresauftakt auch die Preise für Butter und Cheddarkäse weiter, und zwar um 2,8 % beziehungsweise 2,7 % im Vergleich zur Auktion vor zwei Wochen. AgE

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9361 Euro

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