Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Notierungen für Milchprodukte weiter unter Druck

18. Januar 2023

Preisschwäche für Molkereierzeugnisse setzt sich fort – Notierung für Päckchenbutter gibt um gut 11 Cent nach – Neue Kontraktverhandlungen dürften weitere Abschläge zur Folge haben – Auch Schnittkäse tendiert schwächer – Angebot ausreichend – Milchpulververkauf nur mit Abschlägen möglich – Verwertung der Milch über Fett und Eiweiß wird schlechter – Kieler Rohstoffwert der Milch sinkt im Dezember deutlich unter die 50 Cent-Marke

Der Abschwung bei den Verkaufspreisen der Hersteller von Standardmilchprodukten hat sich Mitte Januar weiter fortgesetzt. Bei mittlerweile deutlich über der Vorjahreslinie liegenden Milchanlieferungen haben sich die Verwertungsmöglichkeiten der Milch über Fett und Eiweiß bei den Molkereien eingetrübt. So ist die Notierung der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten für Päckchenbutter am vergangenen Mittwoch (11.1) im Spannenmittel um 11,5 Cent auf 7,39 Euro/kg bis 7,66 Euro/kg gesenkt worden. Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) bremse derzeit seine Neubestellungen und wolle vermutlich Lagerbestände reduzieren, berichtete die Börse. Zudem stünden zum Monatswechsel Kontraktverhandlungen an, bei denen Experten einen Preisabschlag erwarteten. Bei der Blockbutter wurde der untere Notierungswert um 15 Cent auf 4,85 Euro/kg zurückgenommen; vor einem Jahr lag dieser Wert noch fast 1 Euro höher. Auch bei Schnittkäse setzte sich die seit Mitte November 2022 anhaltende Preiskorrektur vergangene Woche teilweise fort. Die Notierung in Hannover für Gouda und Edamer als Blockware war um 10 Cent auf 4,10 Euro/kg bis 4,40 Euro/kg rückläufig. Bei der Brotware wurde sie hingegen unverändert belassen. Analysten zufolge ist der Markt derzeit ausreichend versorgt; die Reifelager haben sich über die Weihnachtsfeiertage wieder mehr gefüllt. Bei Magermilchpulver gab es laut der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) wieder mehr Kaufanfragen, doch hielten sich die Neuabschlüsse in Grenzen. Auch die Absatzmöglichkeiten am Weltmarkt blieben verhalten. Die lebensmitteltaugliche Ware wurde laut Kemptener Börse mit einem durchschnittlichen Abschlag von 4,5 Cent in einer Spanne von 2,65 Euro/kg bis 2,89 Euro/kg gehandelt. Bei der Futtermittelware mussten die Anbieter im Verkauf im Mittel einen Abschlag von 2 Cent/kg gewähren. Dieser fiel bei Vollmilchpulver mit 12 Cent auf 3,90 Euro/kg bis 4,05 Euro/kg sehr viel deutlicher aus. Ein Grund war das zunehmende Angebot in Europa. Ebenfalls schwächer tendierte Molkenpulver, wobei sich das Kilogramm Lebensmittelware laut Kemptener Börse im Schnitt um 4 Cent auf 0,90 Euro bis 1,00 Euro verbilligte.

Rohstoffwert Milch auf Jahrestief

Der schon länger anhaltende Verfall der Notierungen für Butter und Magermilchpulver seit den Höchstständen im Frühjahr 2022 hat den vom Kieler Institut für Ernährungswirtschaft (ife) berechneten Rohstoffwert der Milch im Dezember erstmals im abgelaufenen Jahr wieder unter die Marke von 50 Cent gedrückt. Bei diesem wird aus den Verwertungsmöglichkeiten beider Milcherzeugnisse ein abgeleiteter Rohmilchwert auf Erzeugerstufe errechnet. Nach Angaben des ife lag dieser für eine Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im Dezember bei 47,9 Cent/kg; das waren 4,0 Cent oder 7,7 % weniger als im Vormonat und 4,5 Cent beziehungsweise 8,6 % weniger als vor einem Jahr. Verantwortlich für den Rückgang des Rohstoffwerts im Berichtsmonat gegenüber November waren die schlechtere Fett- und auch Eiweißverwertung. Die Preise für Butter sanken an der Kemptener Börse binnen Monatsfrist um 40,80 Euro oder 5,9 % auf 651,50 Euro/100 kg. Umgerechnet auf die in der Herstellung der Butter eingesetzte Milch ergab sich pro Kilogramm eine um 1,9 Cent auf 29,2 Cent verringerte Verwertung.

Rekordjahr 2022

Zudem gab die für die Berechnung des Rohstoffwerts wichtige Durchschnittsnotierung für Magermilchpulver an der Börse im Dezember gegenüber dem Vormonat um 23,20 Euro oder 7,9 % auf 270,20 Euro/100 kg nach. Dadurch verringerte sich die Verwertung der verwendeten Rohmilch in der Pulverherstellung um 2,1 Cent auf 20,3 Cent/kg. Werden die Verwertungen über Butter und Magermilchpulver zusammengefasst, belief sich laut ife der Milchwert frei Rampe Molkerei im Dezember auf 49,5 Cent/kg; nach Abzug der unterstellten Erfassungskosten von 1,6 Cent/kg hatte die Milch auf Erzeugerstufe theoretisch einen Wert von 47,9 Cent/kg. Auch wenn 2022 mit einem Jahrestiefstand des Kieler Rohstoffwerts endete, war es doch ein Rekordjahr. Laut dem Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) ergab sich im arithmetischen Mittel eine durchschnittliche Verwertung über Butter und Magermilchpulver von 59,34 Cent/kg Milch; das waren 20 Cent oder 52 % mehr als im Vorjahr. Das Zehnjahresmittel von 2012 bis 2021 von 32,66 Cent/kg Milch wurde sogar um fast 82 % übertroffen. Allerdings mussten die Erzeuger im vergangenen Jahr vom höheren Milchgeld auch rekordhohe Produktionskosten begleichen. AgE

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