Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Baden-Württemberg beginnt mit „Strategiedialog Landwirtschaft“

28. September 2022

Özdemir: Landwirtschaft und Naturschutz bestmöglich miteinander verbinden – Lösungen auf breiter Basis finden – Gute Ideen müssen auch umgesetzt werden – Ministerpräsident Kretschmann ruft zum Abbau von Abhängigkeiten bei der Ernährung auf – Hauk erhofft sich zukunftsweisende Impulse für die Weiterentwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft

Cem Özdemir im Regierungsvertel. Foto: Sedat Mehder

Als „Erfolgsgarant“ sieht Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir den im Koalitionsvertrag Baden-Württemberg vereinbarten und nun anlaufenden „Strategiedialog Landwirtschaft“. „Klimakrise, Artensterben und auf der anderen Seite die Folgen des verbrecherischen Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine zeigen: Die Landwirtschaft hat lange Zeit nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient“, sagte Özdemir am vergangenen Freitag (23.09.) in Stuttgart zum Auftakt des Dialogprozesses. „Wir brauchen kluge Kompromisse und dürfen keine Zeit mehr verlieren“, gab der Minister den Beteiligten mit auf den Weg. Es gelte, die gesamte Wertschöpfungskette im Blick zu behalten und Lösungen auf einer breiten gesellschaftlichen, berufsständischen und politischen Basis zu finden. Özdemir sieht allerdings ein Umsetzungsproblem. Mit den Ergebnissen der gesellschaftlich breit besetzten Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und der Borchert-Kommission lägen bereits Ideen für eine nachhaltigere Landwirtschaft auf dem Tisch, und der Dialog in Baden-Württemberg werde ganz konkret und vor Ort Ergebnisse bringen. „Aber wir müssen uns auch gemeinsam an die Umsetzung der vielen guten Ideen machen, um Landwirtschaft und Naturschutz bestmöglich miteinander zu verbinden“, so der Appell der Ressortchefs. Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich überzeugt, dass die kontinuierliche Zusammenarbeit in dem Dialogformat Lösungen bringen werde, die der Komplexität der Fragen gerecht werden. Die Landwirtschaft ist für Kretschmann „ein echtes Pfund im Land“. Es sei gut, wenn in Baden-Württemberg regional und ressourcenschonend produziert werde. Die aktuellen Krisen zeigten, dass auch bei der Ernährung Abhängigkeiten abgebaut werden müssten und eigene Wertschöpfungsketten bei den wichtigsten Produkten notwendig seien. „Wir können es uns nicht leisten, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb nach dem anderen aufgeben muss“, so der Ministerpräsident.

Die Weichen jetzt stellen

Der Stuttgarter Landwirtschaftsminister Peter Hauk sieht die Erhaltung der Attraktivität des landwirtschaftlichen Berufs auch für kommende Genrationen als wichtige Aufgabe. „Ich erhoffe mir vom Strategiedialog gemeinsam erarbeitete, zukunftsweisende Impulse für die Weiterentwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette unter angemessener Berücksichtigung der Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Betriebe“ so der CDU-Politiker. Wenn der Strategiedialog dazu führe, dass die Gesellschaft sich wieder bewusstmache, welch wichtige Bedeutung der Landwirtschaft für Mensch und Natur zukomme, sei das ein großer Schritt in die richtige Richtung. Für einen Schulterschluss zwischen Naturschutz, Klimaschutz und Landwirtschaft warb Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker. Mit Blick auf die Klimaveränderung und den Verlust der Artenvielfalt hält sie dieses Jahrzehnt für entscheidend. Deshalb gelte es, jetzt die Weichen zu stellen.

Erzielte Ergebnisse nutzen

Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV), der Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) sowie die Landesverbände der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AÖL) und des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) wollen sich gemeinsam dafür einsetzen, dass der gestartete Strategiedialog ein Erfolg wird. „Die Herausforderungen unserer Zeit können wir nur gemeinsam bewältigen“, bekräftigten die Verbände in einer Erklärung. Mit dem Ziel, eine Basis für eine bessere und an gemeinsamen Zielen ausgerichtete Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Lebensmitteleinzelhandel zu schaffen, hatten der BLHV, der LBV, die AÖL und der NABU im vergangenen Jahr einen „Veränderungsdialog“ ins Leben gerufen. In einem Zukunftspapier hatten sie sich auf zentrale Herausforderungen verständigt. Nun wollen sie ihre Ergebnisse und Erfahrungen in den Strategiedialog einfließen lassen.

Zwang zum Handeln

LBV-Präsident Joachim Rukwied hob hervor, dass die baden-württembergischen Bauernfamilien stabile Wertschöpfungsketten, auskömmliche Einkommen und verlässliche Rahmenbedingungen brauchten. Um Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen, müsse es einen Schulterschluss zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, Politik und Lebensmitteleinzelhandel geben. „Das ist unser gemeinsames Ziel“, betonte Rukwied. Auf den enormen finanziellen Druck, unter dem die Landwirte aufgrund der aktuellen Energiekrise stehen, verwies BLHV-Präsident Bernhard Bolkart. „Wir müssen dennoch die Herausforderungen unserer Zeit angehen und die Landwirtschaft der Zukunft gestalten. Insbesondere Klimawandel und Biodiversitätsverlust zwingen uns zu handeln“, so der Verbandspräsident. AgE

 

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