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Kraftwerksstrategie vernachlässigt Biogas

20. Februar 2024

Kritikern zufolge werden die bestehenden Potenziale nicht genügend berücksichtigt. Dies betrifft laut Branchenverbänden und auch Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Hauk insbesondere Biogas.

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Die Details der Kraftwerksstrategie, auf die sich die Bundesregierung nun geeinigt hat, haben Kritik aus der Branche der erneuerbaren Energien hervorgerufen. Die von Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck und Bundesfinanzminister Christian Lindner vorgelegten Pläne gehen laut dem Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) zwar in die „richtige Richtung“. Dennoch müssten die Bioenergie und damit bereits vorhandene inländische erneuerbare Potenziale vollständig ausgeschöpft werden, betonte HBB-Leiterin Sandra Rostek. Die in der Einigung geforderte „Technologieoffenheit“ versteht Rostek daher vor allem als Einladung an eine „verlässliche und flexible Energiebereitstellung aus Biomasse“. Statt auf den Wasserstoffhochlauf zu warten oder auf die Kernfusion zu hoffen, sollten aus Sicht der HBB-Leiterin zunächst die bestehenden Bioenergieanlagen stabilisiert und flexibilisiert werden. Mit Unverständnis reagierte der Fachverband Biogas (FvB) darauf, dass der Biogasanlagenpark in der Strategie nicht erwähnt wird.

Auch der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) drängt darauf, alle verfügbaren „klimafreundlichen Flexibilitätspotenziale“ zu berücksichtigen. Damit meint der Dachverband vor allem die steuerbaren Quellen Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, zudem grüne Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), Speicher und „Power-to-X“, also die Nutzung von überschüssigen Strom zur Gewinnung stofflicher Energieträger.

Weniger neue Großkraftwerke

Die im HBB organisierten Verbände und der BEE begrüßten, dass die auszuschreibenden Kapazitäten für H2-ready-Gaskraftwerke im Vergleich zu den ersten Plänen verringert wurden. Die Bundesregierung will nun neue Kraftwerkskapazitäten im Umfang von bis zu 10 Gigawatt als H2-ready-Gaskraftwerke kurzfristig ausschreiben. Diese sollen ab einem im Jahr 2032 festzulegenden Umstiegsdatum zwischen 2035 und 2040 vollständig auf Wasserstoff umgestellt werden. Das lehnt der BEE jedoch entschieden ab. Die Umstellung der fossilen Gaskraftwerke muss dem Verband zufolge „spätestens 2035“ erfolgen. Eine Verlängerung des Umstiegsdatums sei „nicht mit den Klimazielen vereinbar“, kritisiert BEE-Präsidentin Simone Peter. Die Bundesregierung müsse an ihrem ursprünglichen Datum festhalten.

Im August 2023 hatte Wirtschaftsminister Habeck angekündigt, bis zu 15 Gigawatt an Wasserstoffkraftwerken auszuschreiben, die vorübergehend mit Erdgas betrieben werden könnten. Der Anschluss an das Wasserstoffnetz habe spätestens „jedoch bis 2035“ zu erfolgen.

Enttäuschung in Baden-Württemberg

Enttäuscht von der Kraftwerksstrategie zeigte sich Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk: „Schade dass die Bundesregierung die enormen Potenziale von Biogas als speicherbarer, erneuerbarer und grundlastfähiger Energieträger weiterhin vernachlässigt.“ Biogas stehe bereits heute zur Verfügung und sei eine verlässliche Säule im erneuerbaren Energiemix. Der CDU-Politiker betonte zudem, dass gerade die Biogasanlagenbetreiber im ländlichen Raum „starke und zuverlässige Partner“ für die Energieversorgung seien. „Von der Bundesregierung hätte ich daher mehr Vertrauen und ein klares Bekenntnis in diese wichtigen, dezentralen mittelständischen Einheiten zur Energiegewinnung erwartet“, so Hauk. AgE

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