Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Lebensmittelsektor profitiert vom Wegfall von Handelshemmnissen

20. Oktober 2022

39 Handelshürden im vergangenen Jahr beseitigt – Wert der Gesamtausfuhren der EU 2021 um gut 7 Milliarden Euro gestiegen – Als Grund gilt die Beseitigung mehrerer Importbeschränkungen von Drittländern zwischen 2015 und 2020 – Verträge mit Kanada sowie Südkorea oder Vietnam werden als Positivbeispiele im Agrarbereich genannt

Foto: Pixabay

Der Lebensmittelsektor in der Europäischen Union hat nach Angaben der EU-Kommission besonders von präferierten Handelsübereinkünften mit Drittstaaten profitiert. Diese Einschätzung gibt die Brüsseler Behörde in dem kürzlich veröffentlichten zweiten Jahresbericht über die Umsetzung und Durchsetzung von EU-Handelsabkommen wieder und stellt klar, dass die Beseitigung von Handelshemmnissen besonders viele Früchte getragen habe. So habe man im vergangenen Kalenderjahr 39 Handelshürden – dies seien sechs mehr als 2020 – ganz oder teilweise oftmals über entsprechende Verträge beseitigen können. Nach Angaben der Kommission lag der Wert der Gesamtausfuhren der EU-27 im Jahr 2021 aufgrund der zwischen 2015 bis 2020 erreichten Beseitigung von Handelshemmnissen um 7,2 Mrd Euro höher. Mit Blick auf die zuletzt aufgehobenen Importhürden stellt die Kommission fest, dass diese „zumeist“ gesundheitspolizeiliche und pflanzenschutzrechtliche Maßnahmen umfasst hätten. Beispielsweise habe Kanada die harmonisierte EU-Bescheinigung für Geflügelfleisch akzeptiert. Der ebenfalls langjährige Austausch mit Südkorea habe dazu geführt, dass zuvor gesperrte EU-Mitgliedstaaten im September ihre Schweine- und Geflügelexporte in das asiatische Land wieder hätten aufnehmen können. Zuvor hatte Südkorea das Regionalisierungskonzept der EU zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) anerkannt. Darüber hinaus hat Vietnam der Kommission zufolge eine Liste von 35 EU-Betrieben genehmigt, die an der Ausfuhr von tierischen Erzeugnissen in das südostasiatische Land interessiert sind.

Dombrovskis zufrieden

Exekutivvizepräsident und Handelskommissar Valdis Dombrovskis erklärte, dass angesichts der vielen wirtschaftlichen und geostrategischen Herausforderungen, vor denen Europa stehe, dieser Bericht gute Nachrichten enthalte. Der ehemalige lettische Ministerpräsident zeigte sich zufrieden, dass mehr Marktzugangshindernisse beseitigt werden konnten. Der Schwerpunkt der Kommission liege nun auf dem Ausbau eines „breiten Netzes von Handelsabkommen“, die in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten eine entscheidende Rolle für das Wachstum der Volkswirtschaften spielten. Auf Anfrage nach den unmittelbaren Auswirkungen einzelner Freihandelsverträge verwies die Behörde auf die Ergebnisse der Untersuchung der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS). In der betreffenden Studie waren die Auswirkungen von zwölf Vereinbarungen zu Handelsabkommen auf den Agrar- und Ernährungssektor bis 2030 im Vergleich zum damalig aktuellen Stand analysiert worden. In die Untersuchung einbezogen wurden unter anderem die Übereinkünfte der EU mit Kanada (CETA) und Japan (JEFTA) sowie mit Mexiko, aber auch das noch nicht ratifizierte Abkommen mit den Mercosur-Staaten.

Positiver Ausblick

Bei dem Report handelt es sich um eine Aktualisierung einer Studie von 2016. Im Rahmen der Studie wurden zwei Szenarien geprüft, und zwar ein „ehrgeiziges“ und ein „konservatives“. Das „ehrgeizige“ Szenario umfasst eine vollständige Zollliberalisierung für 98,5 % aller gehandelten Produkte und eine Zollsenkung von 50 % für die verbleibendenden 1,5 %, das „konservative“ die volle Liberalisierung für 97 % der Waren und eine Zollsenkung in Höhe von 25 % für die übrigen Produkte. In beiden Szenarien kam die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Handelsübereinkünfte einen positiven Einfluss auf die EU-Außenhandelsbilanz für Agrarprodukte und Lebensmittel bis 2030 hätten. Während die Handelspartner durch die Freihandelsabkommen einen leichteren Zutritt zum gemeinsamen Binnenmarkt erhielten, könnten aber gleichzeitig die EU-Exporte erheblich wachsen. Die EU-Agrar- und Lebensmittelverkäufe bei den zwölf untersuchten Handelspartnern werden in diesem Jahrzehnt gemäß der GFS-Untersuchung um voraussichtlich insgesamt 25 % im Fall des „konservativen“ Szenarios und um 29 % im „ehrgeizigen“ Szenario zulegen. AgE

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