Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Zwanzig Prozent auf alles

9. April 2025

Zur Begründung führt Trump die nationale Sicherheit an.

Foto: Pixabay

US-Präsident Donald Trump hat einen zusätzlichen pauschalen Einfuhrzoll in Höhe von 10% auf Importe aus der „ganzen Welt“ erlassen. Wie Trump im Garten des Weißen Hauses verkündete, traten die Zölle mit Wirkung zum 5. April in Kraft. Am 9. April sollen darüber hinaus jene Länder, die ein besonders hohes US-Handelsdefizit aufweisen, mit gesonderten und entsprechend höheren „reziproken“ Zöllen bedacht werden.

Für die EU heißt das: Künftig wird bei sämtlichen US-Importen von europäischen Waren ein Zusatzzoll in Höhe von 20% erhoben. Länder wie China sollen gar mit 34% belegt werden, Japan mit 24%, Indien mit 26%, die Schweiz mit 32% und Vietnam mit 46%. Trump begründete den handelspolitischen Rundumschlag mit der nationalen Sicherheit und versprach einen dadurch ausgelösten wirtschaftlichen Aufschwung. Zudem monierte er erneut, dass andere Länder die USA „geplündert“ hätten, indem sie tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse aufgebaut hätten, die Handelsgrenzen der USA jedoch gleichzeitig weitgehend geöffnet blieben.

Als Beispiel für nicht-tarifäre Handelsbarrieren nannte Trump unter anderem Produktstandards, die amerikanische Güter benachteiligten. Laut dem Weißen Haus würde etwa Argentinien wegen „unbegründeter Bedenken“ über BSE den Import amerikanischer Rinder verbieten. Südafrika schließe auf Basis „unwissenschaftlicher Restriktionen“ bei der Tiergesundheit US-Schweineprodukte vom Markt aus. Und Großbritannien bestehe auf „unwissenschaftlichen Standards“, die den Export von US-Rindfleisch und -Geflügel verhinderten.

Deutschland, China, Japan und Südkorea werfen die USA zudem vor, durch wirtschaftspolitische Praktiken die Kaufkraft der eigenen Bevölkerung gezielt zu senken, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exportprodukte zu steigern. Etwa, indem Löhne gezielt gedrückt würden und dann nicht mehr im Verhältnis zur eigentlichen Arbeitsproduktivität stünden.

Effekt auf EU-Landwirtschaft ungewiss

Der unmittelbare Effekt der US-Zölle auf die Exporte der europäischen Agrar- und Lebensmittelwirtschaft dürfte zumindest laut einer aktuellen Studie der Rabobank überschaubar sein. Zwar sind die USA nach Großbritannien der zweitgrößte Abnehmer europäischer Lebensmittel und landwirtschaftlicher Erzeugnisse. 2024 exportierten die EU-Staaten Agrarwaren im Wert von 38 Mrd. Euro in die USA, womit das Land einen Anteil von 13% an den Gesamtausfuhren in dieser Warengruppe hatte.

Bei den Exportgütern handelt es sich aber zu einem großen Teil um hochwertige, verarbeitete Lebensmittel: Das wichtigste Produkt war Wein, gefolgt von destillierten Spirituosen und ätherischen Ölen. Diese Exporte litten selbst bei dem in der Modellrechnung der Studie angenommenen Zoll von 25% kaum. Denn laut den Bankern ist die Nachfrage etwa nach luxuriösem französischem Weinbrand vergleichsweise wenig preissensibel.

Noch nicht klar ist dagegen, welche Auswirkungen die durch die Zölle hervorgerufenen Marktverwerfungen auf die europäischen Landwirte haben werden. Die US-Zölle dürften die Handelsströme mit Agrargütern nicht unerheblich durcheinanderbringen. Hinzukommen die absehbaren Gegenreaktionen der Länder, denen Trump nun vor den Kopf stößt. Für die USA wichtige Handelspartner wie Kanada, China und auch die EU hatten bereits angekündigt, Gegenzölle vorzubereiten.

AgE

 

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