Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Eidgenossen mehrheitlich gegen Massentierhaltungsinitiative

19. Oktober 2022

Vorstoß mit einem Stimmenanteil von knapp 63 Prozent abgelehnt – Schweizer Bauernverband wertet mehrheitliches Nein als Stärkung von Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung – Dachverband Bio Suisse rät nach der Abstimmungsniederlage zur „richtigen Wahl“ mit dem Einkaufszettel

Bei einer Volksabstimmung Ende September haben sich die Schweizer mehrheitlich gegen die Massentierhaltungsinitiative (MTI) entschieden. Wie das Statistikamt in Bern nach der Auszählung mitteilte, ist der Vorstoß mit einem Nein-Stimmen-Anteil von 62,9 % abgelehnt worden, bei einer Wahlbeteiligung von 52,3 %. Die Initiative „Keine Massentierhaltung in der Schweiz“ hatte mit der Abstimmung eine Verfassungsänderung zur landwirtschaftlichen Tierhaltung erzwingen wollen. Vermeintliche Massentierhaltung sollte auf diesem Weg in dem Alpenland verboten werden. Definiert war Massentierhaltung in dem von verschiedenen Ökolandbau- und Tierschutzverbänden unterstützen Antrag als „industrielle Tierhaltung zur möglichst effizienten Gewinnung tierischer Erzeugnisse, bei der das Tierwohl systematisch verletzt wird“. Der Bund sollte stattdessen Kriterien für eine tierfreundliche Haltung und Pflege, für den Zugang der Tiere zum Außenbereich und für die Schlachtung festlegen. Ebenso sollte der Bund vorgeben, wie viele Tiere höchstens zusammen in einem Stall untergebracht werden dürfen. Tiere und Fleischerzeugnisse, die mit in der Schweiz verbotenen Methoden produziert worden sind, hätten gemäß der Initiative nicht mehr importiert werden dürfen. Die gesetzlichen Ausführungsbestimmungen sollten drei Jahre nach dem Ja in Kraft treten und sich an den Bio Suisse-Richtlinien von 2018 orientieren. Der Schweizer Bauernverband (SBV) hatte sich im Vorfeld der Abstimmung deutlich gegen die Massentierhaltungsinitiative positioniert. Nach der Auszählung zeigte sich SBV-Direktor Martin Rufer erfreut über die Ablehnung. Das Nein bedeute eine Stärkung der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion, sagte Rufer dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). Auch die Regierung in Bern hatte die Initiative abgelehnt, weil nach ihrer Ansicht das Tierschutzrecht eine Massentierhaltung in der Schweiz schon jetzt verbiete.

Grundanliegen nicht vom Tisch

Für den Anbauverband Demeter in der Schweiz, der die Initiative aktiv unterstützt hat, ist das Grundanliegen einer nachhaltigeren Tierhaltung mit der Abstimmungsniederlage nicht vom Tisch. „Der Wandel, den die Initiative gefordert hat, muss kommen“, zeigte sich Alfred Schädeli, Präsident des Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft, überzeugt. Die Initiative habe aufgezeigt, dass es eine Umkehr hin zu einer standortangepassten Landwirtschaft brauche, in der Tiere ein würdevolles Leben hätten. Dazu gehört für Schädeli auch, dass die Nährstoffüberschüsse und der Antibiotikaeinsatz reduziert werden. Bio Suisse, der Dachverband des Schweizer Ökolandbaus, riet den Konsumenten in der Schweiz nach der Abstimmungsniederlage, nun die „richtige Wahl“ mit dem Einkaufszettel zu treffen. Dass die Bio Suisse-Richtlinien als Maßstab für die MIT gedient hätten, sei ein Hinweis auf den hohen Standard der Bio-Tierhaltung. Dass mehr möglich sei als das Schweizer Tierschutzgesetz, zeigten die Bio-Tierhalter täglich und böten den Tieren mehr Platz und Auslauf, kleinere Gruppengrößen, mehr betriebseigenes Futter und am Ende eine schonende Schlachtung. AgE

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