Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Stärkster Emissionsrückgang seit 1990

19. März 2024

Die Landwirtschaft übererfüllt ihr Emissionsziel.

Die deutsche Landwirtschaft schreitet beim Klimaschutz weiter voran, hinkte bei der Emissionseinsparung zuletzt aber der Gesamtentwicklung hinterher. Nach den am Freitag (15.3.) vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentlichten Zahlen hat der Landwirtschaftssektor seine Treibhausgas-(THG)-Emissionen 2023 gegenüber dem Vorjahr um 6,5% auf 60,3 Mio. Tonnen senken können. Damit hat er seine Einsparvorgabe erneut deutlich eingehalten; diese belief sich auf 67,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Insgesamt stieß Deutschland im vergangenen Jahr allerdings 10,1% weniger Treibhausgase als 2022 aus; das war der stärkste Emissionsrückgang seit dem Wiedervereinigungsjahr 1990.

„Wir sind bereits ein großes Stück beim Klimaschutz vorangekommen“, kommentierte UBA-Präsident Prof. Dirk Messner die neuesten Zahlen. Die Projektionsdaten 2024 wiesen erstmals aus, dass die nationalen Klimaziele für 2030 erreicht werden könnten. Laut UBA sind die Gründe für den zuletzt starken Rückgang der Ausbau der erneuerbaren Energien, der gesunkene Anteil fossiler Energien, die insgesamt geringere Energienachfrage von Wirtschaft und privaten Verbrauchern sowie milde Witterungsverhältnisse in den Wintermonaten.

Zur Landwirtschaft stellte das UBA zudem fest, dass die über mehrere Jahre kumulierte „Übererfüllung“ sich nun auf 29 Mio t CO2-Äquivalenten beläuft. Nicht berücksichtigt sind dabei allerdings die Treibhausgase aus der Landnutzung – darunter fallen unter anderem Kohlenstoffemissionen aus der Moornutzung. Gegenüber dem Jahr 1990 hat die Landwirtschaft ihre Emissionen bis 2023 insgesamt um 27,5% verringern können; 2022 betrug diese Abnahme 26,2%.

Habeck: Klimaschutzlücke geschlossen

Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck kommentierte den UBA-Bericht wie folgt: „Als ich 2021 mein Amt als Wirtschafts- und Klimaschutzminister übernommen habe, klaffte zwischen dem Ziel und den bisherigen Maßnahmen eine riesige Lücke von 1.100 Millionen Tonnen CO2“. Diese Lücke konnte nun geschlossen werden; allerdings seien in einigen Sektoren noch stärkere Anstrengungen notwendig. Erneut hätten der Gebäude- und der Verkehrssektor seine Ziele verfehlt, bemängelte Habeck. So weise der Verkehrssektor bis 2030 eine kumulierte Minderungslücke von 180 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalenten auf. Auch der Sektor Gebäude verfehle laut UBA sein Ziel bis 2030 um 32 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente.

Kritik vom NABU

Der Naturschutzbund Deutschland wertete den UBA-Bericht trotz der Fortschritte als „enttäuschend“. Die Sektoren Verkehr und Gebäude verfehlten ihr Ziel, was nicht auf mangelndes Wissen oder fehlende Ressourcen zurückzuführen sei, „sondern einzig und allein auf einen besorgniserregenden Mangel an Entschlossenheit“, monierte NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Aktuell scheine der politische Fokus auf einen kurzfristig wirkenden Erhalt des Status quo in der Wirtschaft zu liegen. Statt Sofortprogramme im Verkehrssektor umzusetzen „will die Regierung nun die Sektorziele im Klimaschutzgesetz ganz abschaffen und betreibt Verantwortungsdiffusion“, so der NABU-Präsident. Auch laufe der Gebäudesektor in die falsche Richtung: Sanierungen seien auf einem historischen Tiefstand und die „toxische“ Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz habe dazu geführt, dass wieder mehr fossile Heizungen verbaut würden. AgE

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