Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

Neues Gesetz soll Lebensmittelkette ausbalancieren

von | 31. März 2023

Gesetz zum Gleichgewicht in der Lebensmittelkette vom Parlament beschlossen – Maßnahmen gegen Dumping-Preise und zur Begrenzung von Aktionen zur Verkaufsförderung werden verlängert – Obergrenze für Logistikstrafen soll Missbrauch verhindern – Handelsverband warnt vor steigender Inflation

In Frankreich haben Parlament und Regierung ein weiteres Mal die gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst, um das Gleichgewicht zwischen den Akteuren in der Lebensmittelkette zu verbessern. Die Nationalversammlung hat das entsprechende Gesetz in am vergangenen Mittwoch (22.3.) endgültig beschlossen, am Vortag hatte der Senat grünes Licht gegeben. Schon in der vorvergangenen Woche hatten beide Kammern eine Einigung im Vermittlungsausschuss erzielt. Mit den neuen Regelungen werden unter anderem die 2019 für drei Jahre eingeführten Maßnahmen gegen Dumping-Preise und zur Begrenzung von Aktionen zur Verkaufsförderung verlängert. So wird die umstrittene Vorgabe, beim Verkauf von Lebensmitteln im Einzelhandel den Preis mindestens um 10 % über dem Einstand anzusetzen, nun bis 2025 weiter erprobt, aber um eine Ausnahme für Obst und Gemüse ergänzt. Außerdem wird eine Obergrenze für Logistikstrafen festgelegt, was unverhältnismäßig hohe Bußgelder für Lieferverzögerungen verhindern soll. Des Weiteren wird die Position der Lieferanten des Lebensmitteleinzelhandels gestärkt, indem ihnen die Möglichkeit eingeräumt wird, bei einem Scheitern der Verhandlung mit den Händlern ihre Lieferungen einzustellen, gegebenenfalls nach einer angemessenen Frist. Bisher mussten die Lebensmittelhersteller ohne eine Einigung während eines Übergangszeitraums weiter liefern, in der Regel zu den Preisen des Vorjahres. Diese neue Regelung soll zunächst drei Jahre lang auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden.

Landwirtschaftsverbände zufrieden

In der Lebensmittelkette lösten die neuen Regelungen unterschiedliche Reaktionen aus. Der französische Bauernverband (FNSEA) und die Organisation der Junglandwirte (JA) zeigten sich zufrieden. Die Beziehungen der Akteure seien notwendigerweise auch als Teil der Ernährungssouveränität zu betrachten. Bislang seien die bestehenden Gesetze allzu oft umgangen worden, wofür die Landwirte einen hohen Preis gezahlt hätten. Der Dachverband der Agrargenossenschaften (La Coopération Agricole) erklärte, das Gesetz habe die Rückkehr zum „Preiskrieg“ verhindert. Der Handelsverband (FCD) erwartet hingegen, dass die neuen Regelungen die Inflation weiter befeuern werden. Aus Sicht der Verbraucher sei das Gesetz „unverantwortlich“. Die Händler gehen davon aus, dass vor allem die großen Lebensmittelkonzerne profitieren werden. Nicht zufrieden ist auch der Unternehmerverband (FEEF). Zwar sei aus Sicht von kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) das Schlimmste verhindert worden. Trotzdem werde es nun notwendig sein, in konstruktiver Art und Weise und unter Berücksichtigung der Besonderheiten der KMU die Beziehungen in der Lieferketten neu aufzubauen. AgE

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