Seit 1879 Lebensmittelindustrie und Milchwirtschaft

AMA will zu früherem Umstieg aus der Anbindehaltung motivieren

4. August 2022

Ab 2024 werden beim AMA-Gütesiegel die Ausnahmen zu der umstrittenen Haltungsform von Milchkühen nicht mehr anerkannt – Landwirtschaftsminister Totschnig will betroffenen Landwirten mit 30 Millionen Euro pro Jahr bei der Umstellung helfen – Moosbrugger fordert praxistaugliche Übergangslösungen.

Foto: pixelio

Die Agrarmarkt Austria (AMA) Marketing wird ab dem Jahr 2024 die Ausnahmen bei der dauernden Anbindehaltung von Milchkühen, die am AMA-Gütesiegel teilnehmen, nicht mehr anerkennen. Dies hat das zuständige Fachgremium Milch und Milchprodukte entschieden. Mit diesem Schritt will die AMA die Tierhalter zu einem früheren Umstieg aus der Anbindehaltung motivieren und zugleich gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht werden. Laut Gesetz ist in Österreich die dauernde Anbindehaltung von Rindern in Neubauten bereits seit 2005 verboten. In früher errichteten Stallungen ist sie jedoch in Ausnahmefällen noch bis zum Jahr 2030 erlaubt, wenn die örtlichen oder geografischen Gegebenheiten einen Umbau in einen Laufstall oder einen Weidegang nicht möglich machen. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig will den betroffenen Betrieben mit einem Investitionsprogramm unter die Arme greifen, insbesondere beim sehr kostenintensiven Umbau der Ställe; dafür werden 30 Mio Euro pro Jahr bereitgestellt. Die finanziellen Hilfen sollen gezahlt werden, wenn Betriebe bis zu zwei Jahre vor der gesetzlichen Frist die dauernde Anbindehaltung beenden. Laut Totschnig dürfte mindestens die Hälfte der rund 2 500 betroffenen Betriebe umsteigen. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, forderte die Molkereien und sämtliche Vermarktungspartner auf, in enger Abstimmung mit der Landwirtschaft praxistaugliche Übergangslösungen für die betroffenen Bauernhöfe zu erarbeiten. Dies sei wichtig für den Erhalt dieser Betriebe und die Versorgungssicherheit. „Für rinderhaltende Betriebe, die mitziehen und umrüsten, braucht es gesicherte Abnahmegarantien von weiteren 24 Monaten“, betonte der Kammerpräsident. Zugleich stellte er klar, dass die dauernde Anbindehaltung bei Rindern schon seit längerem ein Auslaufmodell sei.

Rücksicht nehmen

Bauernbund-Präsident Georg Strasser mahnte dazu, Rücksicht auf die Bedürfnisse der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Österreich zu nehmen: „Wir wissen, dass die Betriebe gerade im Berg- und benachteiligten Gebiet mit dieser Umstellung vor großen Herausforderungen stehen. Wir werden deshalb alles tun, um ihnen dabei Rückendeckung zu geben.“ Das angekündigte Investitionsprogramm ist nach den Worten von Strasser ein erster wichtiger Schritt. Jetzt seien aber auch der Handel und die Verbraucher an der Reihe, die Kosten für höhere Standards in der Milchviehhaltung nachhaltig abzugelten. Die Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) stellte klar, dass sie die Weiterentwicklung der AMA-Tierhaltungsstandards unterstütze. Damit würden die Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie der Milchwirtschaft glaubhaft weiterentwickelt und der Zugang zu den Märkten gesichert, erklärte VÖM-Präsident Helmut Petschar. Es sei nun eine gemeinsame Aufgabe der Molkereien, Kammern und öffentlichen Dienststellen, maßgeschneiderte Lösungen für die betroffenen Landwirte zu finden, und zwar in Form von Beratung und Zuschüssen für Investitionen. AgE

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